Karate-Dō
Was bedeutet Karate-Dō?
Fitnesstraining und Ausgleichssport
- Durch das Training wird der Körper beansprucht, der Wille gestärkt und der Geist erzogen.
- Der Karateka trainiert Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit.
- Mit Entspannungstechniken, Atemübungen und Meditation steigert er seine Konzentrationsfähigkeit und schult die eigene Körperwahrnehmung.
- Als ganzheitliche Methode ist die Ausübung des Karate besser als die meisten anderen Sportarten.
- Die Verletzungsgefahr ist wesentlich geringer als z.B. beim Fuß- oder Handball.
- Daher ist Karate für alle gleichermaßen geeignet: für Jung und Alt, für Frauen und Männer.
Selbstverteidigung
Karate ist eine wirksame und moderne Selbstverteidigung.
Dabei sind Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Gelassenheit wichtiger als Körpergröße und Kraft.
Dieser Aspekt des Karate macht die Kampfkunst insbesondere für Frauen und Mädchen so interessant.
(Wett-)Kampfsport
Sportkarate ist heute am bekanntesten.
Während das japanische Karate als Kampfkunst jahrhundertealte Tradition besitzt, ist Karate als Sportart noch nicht so alt – die erste sportliche Meisterschaft wurde 1967 von der Japan Karate Association (JKA) veranstaltet.
Die Geschichte des Karate
Karate entstand vor mehr als tausend Jahren, als der buddhistische Mönch und Begründer des Zen, Daruma (Boddhidarma), im Kloster Shao Lin in China lebte. Er unterwies seine Schüler in körperkräftigenden Übungen, die Ausdauer und Stärke verleihen sollten, denn die harte Disziplin ihrer Religion verlangte eine kräftige Konstitution.
Diese Körperschule wurde dann weiterentwickelt und als Shao-Lin-Kampf- kunst bekannt. Chinesen brachten sie später nach Okinawa, wo sie sich mit den einfallsreichen Kampftechniken dieser Insel vermischte.
Als der Herrscher des Inselreiches und der spätere Feudalherrscher von Kagoshima den Waffenbesitz verboten, förderten sie ungewollt die Entwicklung des »Kämpfens mit leeren Händen« als Selbstverteidigung. Diese Budo- oder Kampfkunst wurde aufgrund ihrer chinesischen Herkunft Karate genannt, geschrieben mit den Schriftzeichen, die wörtlich »chinesische Hand« besagten. Der moderne Meister dieser Kunst, Funakoshi Gichin, der 1957 im Alter von 88 Jahren starb, änderte die Schriftzeichen in der Weise, das sie nunmehr – bei gleicher Aussprache – »leere Hände« bedeuteten.
Funakoshi wählte diese Deutung bewusst wegen ihres Sinngehaltes in der zen-buddhistischen Philosophie. Für den Meister war Karate eine Kampfkunst, gleichzeitig aber auch ein Weg (»Dō«), den Charakter zu formen.
Karate wurde der japanischen Öffentlichkeit erstmals im Jahre 1922 demonstriert. Funakoshi, der in jenen Tagen Professor an der Pädagogischen Hochschule von Okinawa war, erhielt eine Einladung zu einer Vorlesung und Demonstration anläßlich einer Veranstaltung mit altjapanischen Kampfkünsten durch das Erziehungsministerium. Seine Darbietungen beeindruckten die Zuschauer so stark, daß er mit zahlreichen Bitten bedrängt wurde, in Tokio zu unterrichten. Und so lehrte Funakoshi, statt nach Okinawa zurückzukehren, an mehreren Universitäten und auch im Kodokan, der Hochburg des Judo, bis er 1936 den Shotokan gründen konnte – ein Meilenstein in der Geschichte des Karate in Japan.
Die Japan Karate Association (JKA) wurde 1955 mit Funakoshi als Chefausbilder ins Leben gerufen. Anfangs zählte die Organisation nur wenige Mitglieder und eine Handvoll Ausbilder, die unter dem nun alternden Meister gelernt hatten. Der Verband wurde dann 1957 durch das Erziehungsministerium anerkannt. Im gleichen Jahr veranstaltete der Verband die erste alljapanische Karatemeisterschaft, die heute ein jährliches Ereignis ist und dazu beiträgt, dass Karate als Wettkampfsport immer mehr an Boden gewinnt. Nach einem gewaltigen Anwachsen verfügt die Japan Karate Association (JKA) heute über mehr als 100.000 aktive Schüler und zahlreiche angeschlossene Verbände in allen Teilen der Welt.
Die Rolle des Karate im modernen Zeitalter ist vielgestalt. Als eine bevorzugte Form der Selbstverteidigung wird Karate fast überall in Schulen und Clubs gelehrt. In Japan wurde es in das Unterrichtsprogramm der Polizei und der Streitkräfte übernommen. Eine große Zahl von Universitäten rechnen Karate zu den sportlichen Disziplinen der Leibeserziehung, und auch Frauen lernen überall die Karatetechniken zu meistern. In Japan und in vielen Ländern der Erde gewinnt Karate zusehends an Beliebtheit: als ein Kampfsport, der innere Disziplin, aber auch äußere Tapferkeit verlangt. Das, was ursprünglich im Fernen Osten als Kriegskunst entwickelt wurde, hat die Zeit überdauert und wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte nicht nur zu einer hochwirksamen Form der waffenlosen Selbstver- teidigung, sondern auch zu einem aufregenden, anspruchsvollen Sport, dem sich begeisterte Schüler aus aller Welt verschreiben.
Philosophie
Berstende Holzbretter und zerschlagene Steinplatten, dazu Kampfgebrüll! So stellt man sich Karate vor. Doch dieses weit verbreitete Klischee entstammt öffentlichen Schauvorführungen, die auf Publikumswirksamkeit abzielen und Karate zur zirkusreifen Artistik erklären. In Wirklichkeit ist Karate alles andere als ein Sport für Selbstdarsteller. Im Training werden Fuß- und Fauststöße vor dem Treffen abgestoppt. Voraussetzung dafür ist Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Partner und natürlich eine gute Körperbeherrschung, die im Kihon (Grundschule) systematisch aufgebaut wird.
Karate ist eine Kunst: eine Körper- und Kampfkunst und eine Kunst der Selbstverteidigung. Sie ist auch ein Weg zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit und zur Festigung des Charakters, der schließlich zu einem inneren Wachstum führt. Karate ist somit nicht nur eine Disziplin der Körperbeherrschung, sondern auch eine Schule der Geistesbildung, die einen das ganze Leben lang begleiten sollte. Meister Gichin Funakoshi schrieb hierzu: »So, wie die blanke Oberfläche eines Spiegels alles wiedergibt, was vor ihm steht, und wie ein stilles Tal selbst den schwächsten Laut weiter trägt, soll der Karateschüler sein Inneres leer machen von Selbstsucht und Boshaftigkeit, um in allem, was ihm begegnen könnte, angemessen zu handeln. Das ist mit >kara< oder >leer< im Karate gemeint.«
Die 5 Dojo-Regeln des Karate
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Eins ist: Vervollkommne Deinen Charakter.
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Eins ist: Bewahre den Weg der Aufrichtigkeit.
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Eins ist: Entfalte den Geist der Bemühung.
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Eins ist: Sei höflich.
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Eins ist: Bewahre Dich vor übertriebener Leidenschaft.
Die 20 Regeln des Karate-Dō von Meister Gichin Funakoshi
Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt
karate wa rei ni hajimari rei ni owaru koto o wasuru na
Im Karate gibt es keinen ersten Angriff
karate ni sente nashi
Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit
karate wa gi no tasuke
Erkenne zuerst Dich selbst, dann den anderen
mazu jiko o shire shikoshite hoka o shire
Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik
gijutsu yori shinjutsu
Es geht einzig darum, den Geist zu befreien
kokoro wa hanatan koto o yōsu
Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit
wazawai wa ketai ni shōzu
Denke nicht, dass Karate nur im Dojo stattfindet
dōjō nomi no karate to omou na
Karate üben heißt, es ein Leben lang zu tun.
karate no shūgyō wa isshō dearu
Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst du geistige Reife erlangen
arayuru mono o karate kase soko ni myōmi ari
Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig warm hältst
karate wa yu no gotoku taezu netsu o ataezareba moto no mizu ni kaer
Wandle Dich abhängig vom Gegner
teki ni yotte tenka seyo
Der Kampf hängt von der Handhabung des Treffens und des Nicht-Treffens ab
ikusa wa kyojitsu no sōjū ikan ni ari
Stelle Dir Deine Hand und Deinen Fuß als Schwert vor
hito no teashi o ken to omoe
Sobald man vor die Tür tritt, findet man eine Vielzahl von Feinden vor
danshi mon o izureba hyakuman no teki ari
Feste Stellungen gibt es für Anfänger, später bewegt man sich natürlich
kamae wa shoshinsha ni, ato wa shizentai
Die Kata darf nicht verändert werden, im Kampf jedoch gilt das Gegenteil
kata wa tadashiku, jissen wa betsu mono
Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung
chikara no kyojaku, karada no shinshuku, waza no kankyu wo wasuru na
Denke immer nach und versuche dich ständig an Neuem
tsune ni shinen kufū seyo
Lebensphilosophien und Lehrsätze des Karate
Der Weg ist das Ziel
Jigaro Kano
Selbst der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.
Gichin Funakoshi
Was Du für den Gipfel hältst, ist nur eine Stufe.
Seneca
Der Weg zum Erfolg hat keine Abkürzung
Masahika Tanaka
Um den richtigen Weg zu finden, mußt Du suchen so lange Du lebst.
1. Buch des Hagakure
Wenn Du zur Quelle willst, mußt Du gegen den Strom schwimmen.
Gichin Funakoshi
Die Kunst der Selbstverteidigung ist ein ethischer Ansatz zur Konfliktlösung, weil es eine Disziplin ist, bei der man das notwendige Selbstvertrauen entwickelt, um Feindseligkeit durch alternative, gewaltlose Mittel aufzuheben.
frei nach Terrence Webster-Doyle
Andere zu erkennen ist Weisheit, sich selbst zu erkennen ist Erleuchtung.
Lao Tse
Nach Altem forschen, heißt das Neue zu verstehen.
Gichin Funakoshi
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden.
Chinesische Weisheit
Karate-Do beginnt erst dort, wo die Technik aufhört.
unbekannter Ursprung
Wer zufrieden ist, ist reich. Wer seine Mitte nicht verliert, der dauert.
Lao Tse
In all Deinen Schlachten zu kämpfen und zu siegen ist nicht die größte Leistung. Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen.
Anonym
Laufe lieber weg als zu kämpfen; füge lieber Schmerzen zu als zu verletzen; verletze lieber als zu töten; töte nur, um nicht selbst getötet zu werden.
Sun-Tsu, »Die Kunst des Krieges«
Wer andere erkennt, ist gelehrt. Wer sich selbst erkennt, ist weise.
Kam Yuen, Chinesischer Kung Fu Meister
Wer andere besiegt, hat Muskelkräfte. Wer sich selbst besiegt, ist stark.
Anonym
Ein Junge reiste einst quer durch ganz Japan, um eine Schule eines berühmten Kampfkünstlers zu besuchen. Als er zum Dojo kam, erhielt er eine Audienz beim Sensei. »Was wünscht du?« fragte der Meister. »Ich möchte Ihr Schüler und der beste Karateka im ganzen Land werden.« antwortete der Junge, »Wie lange muß ich trainieren?« »Mindestens 10 Jahre« sagte der Meister. »Zehn Jahre sind eine lange Zeit« sagte der Junge, »was ist wenn ich doppelt so hart trainiere wie alle anderen Schüler?« »20 Jahre« antwortete der Meister. »Und wenn ich Tag und Nacht mit all meiner Kraft übe?« »30 Jahre« war die Antwort des Meisters. »Wie kommt es, daß es um so länger dauert, je mehr ich mich anstrenge?« fragte der Junge. »Wenn ein Auge auf das Ziel gerichtet ist, dann bleibt nur das andere Auge, um den Weg zu finden.«
Anonym